Tarifrunde Eisen und Stahl 2022
6,5 Prozent mehr Geld für Stahl-Beschäftigte

Höchster Tarifabschluss seit 30 Jahren in der Stahlindustrie: 6,5 Prozent mehr Geld für 18 Monate. Dazu kommt eine Einmalzahlung von 500 Euro. Fast 34000 Beschäftigte haben dafür mit Warnstreiks Druck gemacht. Jetzt hat auch die saarländische Stahlindustrie den Abschluss übernommen.


Ab August gibt es 6,5 Prozent mehr Geld für die Beschäftigten in der nordwestdeutschen und ostdeutschen Eisen- und Stahlindustrie. Für die Monate Juni und Juli wurde eine einmalige Zahlung von 500 Euro vereinbart. Die Auszubildenden erhalten 200 Euro.

Dieses Verhandlungsergebnis hat die IG Metall Mitte Juni in der der vierten Verhandlungsrunde in der nordwestdeuschen Stahlindustrie durchgesetzt. Die ostdeutsche Stahlindustrie hat den Abschluss wenige Tage später übernommen.

Jetzt haben sich auch IG Metall und Arbeitgeber im Saarland auf die Übernahme des Tarifergebnisses geeinigt. Allerdings kommt dort alles drei Monate später. Der bisherige Entgelttarif läuft an der Saar noch bis zum 31. August. Die 500 Euro Einmalzahlung gibt es für die Monate September und Oktober, die Erhöhung der Monatsentgelte um 6,5 Prozent kommt dann im November.

Die Laufzeit der neuen Entgelttarife beträgt 18 Monate und endet am 30. November 2023 in der nordwestdeutschen und ostdeutschen Stahlindustrie, sowie drei Monate später am 29. Februar 2024 in der saarländischen Stahlindustrie.

Zudem wurde die Verlängerung der Tarifverträge über Altersteilzeit, zur Beschäftigungssicherung sowie über den Einsatz von Werkverträgen beschlossen. Bis 31. Juli 2022 wollen IG Metall und Arbeitgeber einen Tarifvertrag für Dual Studierende vorlegen, im Saarland Ende Oktober.
 

Grafik Tarifergebnis Eisen- und Stahlindustrie 2022

*Saarländische Stahlindustrie: alles jeweils drei Monate später.

„In Zeiten einer hohen Inflation ist uns ein Verhandlungsergebnis gelungen, das den Beschäftigten sofort ein deutliches Plus von 6,5 Prozent ins Portemonnaie bringt“, meint Knut Giesler, IG Metall-Bezirksleiter in NRW und Verhandlungsführer im Nordwesten. „Das ist die höchste prozentuale Erhöhung in der Stahlindustrie seit 30 Jahren. Die unteren Entgeltgruppen sowie die Auszubildenden profitieren zudem von den 500 Euro beziehungsweise 200 Euro überdurchschnittlich. Mit diesem Ergebnis erhalten die Beschäftigten ihren berechtigten Anteil an der momentan sehr guten wirtschaftlichen Situation der Branche.“

Der Tarifabschluss betrifft 68 000 Beschäftigte in der nordwestdeutschen Stahlindustrie (NRW, Niedersachsen, Bremen, Hessen), 8500 Beschäfigte in der ostdeutschen Stahlindustrie und 15 000 Beschäftigte im Saarland, an das tariflich auch Buderus Edelstahl in Wetzlar sowie die Badischen Stahlwerke Kehl gebunden sind.

Jörg Köhlinger, IG Metall-Verhandlungsführer Saar und Leiter des IG Metall Bezirks Mitte, ist mit dem Ergebnis der Verhandlung sehr zufrieden. „Wir haben für die Beschäftigten in herausfordernden Zeiten deutlich mehr Geld herausgeholt. Vertagen der Tarifrunde war für die IG Metall keine Option.“

„Die Stahlindustrie fährt derzeit hohe Gewinne ein und sie reicht die hohen Energie- und Rohstoffpreise vielfach an ihre Kunden weiter“, erklärt Birgit Dietze, ostdeutsche Verhandlungsführerin und Bezirksleiterin der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen. „Das können unsere Kolleginnen und Kollegen nicht. Aber sie sind es, die tagtäglich die Gewinne erwirtschaften und die für die Produktion erforderliche Flexibilität erbringen. Deshalb ist es gut, dass dieser Abschluss ihnen einen berechtigten Anteil an den Gewinnen verschafft.“

34 000 Beschäftigte machten mit Warnstreiks Druck

Rund 34 000 Beschäftigte haben in den letzten zwei Wochen mit Warnstreiks Druck auf die Arbeitgeber gemacht.

„Das Verhandlungsergebnis ist die höchste prozentuale Entgeltsteigerung in der Stahlindustrie seit 30 Jahren. Es ist die richtige Antwort auf die sehr gute Ertragslage der allermeisten Unternehmen der Branche“, erklärt Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall. „Für die Beschäftigten bedeutet das Ergebnis eine spürbare Entlastung angesichts der stark gestiegenen Preise. Sie haben ab sofort und dauerhaft deutlich mehr Geld im Portemonnaie. Diesen Erfolg haben sich die Kolleginnen und Kollegen selbst erkämpft: Die große Beteiligung an den Warnstreiks war ein überzeugendes Signal, das bei den Arbeitgebern angekommen ist. Trotz dieses guten Ergebnisses ist die Politik weiterhin gefordert: Sie muss in den nächsten Monaten für weitere Entlastung sorgen und wirksame Mittel gegen die steigenden Preise einsetzen.“